Obedience mit einem (Labrador-)Retriever


Auch wenn man nach dem ersten Hund kaum von allgemein gültigen Fakten in Bezug auf Retriever im Obediencesport sprechen kann, so möchte ich dennoch meine bisherige Erfahrung zu diesem Thema niederschreiben. Warum? Weil es meiner Meinung nach eine geniale Kombination ist, die irrsinnig viel Spaß macht und für mich unbegreiflich noch immer viel zuwenig Leute an einen Vertreter aus dieser FCI Gruppe denken, wenn sie ernsthaft Obedience betreiben wollen. Welche Vorteile können sich durch eine derartige Rassewahl ergeben? Auf den ersten Blick ist Obedience eine künstliche, ja quasi sterile Hundesportart ohne offensichtliche Sekundärverstärker.



Doch gerade der bei FT-Retriever gewünschte Will to please ermöglicht es dem Hundeführer eine Triebkonstanz zu erreichen, die für die Ausführung in der heutigen Zeit so notwendig ist. Auf den zweiten Blick beinhalten die einzelnen Übungen durchaus Funpotenzial für einen Apportierer nach dem Schuss. Ob es nun Richtungsapportieren, Identifizieren oder auch die Box ist, selbst das Abrufen mit Steh ähnelt Teilen der Dummy/WT-Welt. Dabei profitieren Obedience Sportler von den Zuchtzielen eines jeden guten Retriever-Kennels: Auch wir suchen nach wesensfesten, triebigen Hunden mit viel Style, Steadiness und guter Lenkbarkeit. Wobei hier das Augenmerk auf ersteres, einem sicheren Wesen gelegt werden muss.


In der Ausbildung ist es wichtig die Waage zu finden zwischen Trieb und Ruhe, vom technischen Aspekt braucht der Retriever in seinem Bewegungsablauf etwas mehr Zeit, um die Übungen im späteren Tempo zu zeigen, auch mental sollte man sich gedulden, um eine Leistungskonstanz zu erreichen, die für nationale und internationale Ausscheidungen und Plazierungen wichtig ist. Hier ergeben sich für meine Begriffe nun durchaus Unterschiede zu einem gut ausgebildetem Border Collie. Diese können bereits früher erfolgreich gestartet und im Vergleich zu den Golden Retriever bisher auch länger im aktiven Turniersport geführt werden. Für Toller und Labrador gibt es aufgrund weniger Beispiele bisher keine Erfahrungen diesbezüglich. Optimistisch stimmt die Tatsache, dass die Labrador-Hündin aus Schweden Streamlight´s Pearl Abra Kadabra heuer 6-jährig eine Tageswertung gewinnen konnte und laut Besitzerin eine weiterhin ansteigende Leistungskurve zeigt. Gerade das Teamplay, die emotionale Schiene und das für große Prüfungen so wichtige Vertrauen von Hund und Hundeführer bleibt aber der große Vorteil eines Retrievers im Obedience.
Ob Zuseher oder Richter, keiner kann sich der umwerfenden Fröhlichkeit entziehen, die diese Hunde in der Arbeit mitbringen. Und so bleibt bisher auch ein klein wenig Exotenbonus im großen Feld der vorwiegend schwarz-weißen Border.